Virtual Popup: Experiment als Auftakt zur #IAW20

vor 4 Jahren
1982

Am 16. Juni versammelte sich Vorarlbergs digitale Szene zum ersten Mal online – beim Virtual Popup, dem „virtuellen Klassentreffen“ der Interactive West 2020. Sechs international renommierte Speaker lieferten geballten Input zu aktuellen Entwicklungen, verpackt in ein spannendes, dreistündiges Webinar.
Auch für das Team rund um die IAW-Organisatoren Gerold Riedmann und Georg Burtscher hieß es im Frühjahr neue Wege gehen – zeichnete sich pandemiebedingt doch ab, dass eine Konferenz mit physischer Anwesenheit im Juni nicht möglich sein würde. Die Lösung: ein „digitales Klassentreffen“ im Virtual Popup Format am ursprünglich geplanten, gestrigen, Termin. Die analoge Konferenz im bewährten Setting wird dann am 30. November (Masterclasses) bzw. 1. Dezember (Konferenz und Expo) im Dornbirner Messequartier folgen, entsprechende gesundheitliche Bedingungen vorausgesetzt.

„Begeistern, beteiligen, mobilisieren“
Zugeschaltet aus Wien, eröffnete Kommunikationsexperte Philipp Maderthaner das virtuelle Klassentreffen, das Gerold Riedmann und Georg Burtscher humorvoll als Hosts begleiteten.  Maderthaner ist Gründer und Geschäftsführer des international agierenden Campaigning Bureau mit Sitz in Wien und Berlin. Er gilt als „Kanzlermacher“, der Sebastian Kurz mit dem Credo „begeistern, beteiligen, mobilisieren“ schon zweimal an die Regierungsspitze brachte. Was Unternehmen brauchen, um „unbesiegbar“ zu werden, macht Maderthaner an drei Aspekten fest: Unternehmenskultur, Führung und Mindset. Denn nicht Technologie und Marketing schafften in erster Linie Überlegenheit, sondern die Fähigkeit, damit umzugehen und Menschen zu verstehen. Dazu gelte es, Transformationskraft und Substanz von Unternehmen zu stärken.

Am Beginn einer umfassenden Transformation
Nach Maderthaners mitreißender Ouvertüre übernahm, live aus seinem Home-Office in Hamburg, Nico Lumma, einer der „100 führenden Internet-Köpfe Deutschlands“. Der Unternehmer, Investor, Berater und Autor beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den Auswirkungen der Digitalen Transformation auf Wirtschaft, Gesellschaft und Politik. Seit 2015 ist er Managing Partner bei Next Media Accelerator. Dort unterstützt er junge Start-ups dabei, ihre Ideen umzusetzen, Investoren zu finden und sich mit renommierten Medienhäusern zu vernetzen. Er schilderte die Herausforderungen und auch Chancen, mit denen Start-ups krisenbedingt konfrontiert sind. Lumma ist überzeugt, dass wir am Beginn einer umfassenden Transformation stehen, die unsere Art des Arbeitens und Lebens von Grund auf ändern wird.

Neue Formen des Zusammenarbeitens
Als nächstes auf die virtuelle Bühne kam das „Maskottchen des Vorarlberger Internets“, Jodok Batlogg, wie Riedmann den Founder und CTO von crate.io augenzwinkernd bezeichnete. Batlogg ist Spezialist für Big Data und Cloud-Computing und kann mit Fug und Recht als DER Digitalisierungsexperte Vorarlbergs bezeichnet werden. Auch wenn sein geplanter US-Westküsten-Trip ins Wasser falle, gehe es ihm „besser als je zu vor“, so der Bregenzerwälder, da er in den vergangenen Monaten die Schönheit der Vorarlberger Natur für sich entdeckt habe. Batlogg erklärte, wie Remote Work bei crate.io vonstatten geht und dass er inzwischen so gut wie alle Funklöcher in der Region kenne, da er das Telefonieren dem Videocall mittlerweile vorziehe, weil er dabei spazieren gehen könne. Außerdem habe die Krise gezeigt, dass es nicht mehr notwendig sei, jeden Tag mit dem Auto in ein Büro zu fahren. Er sehe großes Potenzial für lokale Co-Working Spaces, um Leerstände zu nutzen und dem Bedürfnis nach neuen Formen des Zusammenarbeitens entgegenzukommen. Es gelte jetzt, sehr vieles neu zu denken. Davon überzeugt ist auch Philipp Stangl, Gründer und CEO von Rebel Meat in Wien.

Blitzschnelle, radikale Änderung
Stangls FoodTech Start-up sorgt für nachhaltigen Fleischkonsum, und zwar mit fleischreduzierten Burgerpattys, bestehend aus je zur Hälfte österreichischem Bio-Rindfleisch und Kräuterseitlingen. „Wir dachten, 2020 wird unser Jahr, hatten viele Pläne und fühlten uns unbesiegbar.“ Mit dem Shutdown seien als b2b-Gastronomiezulieferer jedoch von heute auf morgen sämtliche Umsätze weggebrochen. Um sich neue Umsatzkanäle zu erschließen, launchte Rebel Meat ein b2c-Produkt für den Handel und schaffte so den Pivot, also die blitzschnelle und radikale Änderung des Geschäftsmodells. Seit Ende Mai sind die Burgerpattys bei Billa, Merkur und Sutterlüty erhältlich. Mittels Crowd-Funding soll die Entwicklung weiterer Produkte finanziert werden. Er sehe sehr positiv in die Zukunft, da die Krise viele Menschen zum Überdenken ihres Lebensstils gebracht habe, wobei eben auch eine nachhaltige Ernährung eine wesentliche Rolle spiele.

Agilität als Allheilmittel?
Marianne Grobner, Gründerin und CEO von Grobner Consulting und Dozentin an der FH Vorarlberg, begleitet Unternehmen und Führungskräfte in Veränderungsprojekten. An sie ging die Frage, ob Agilität das Allheilmittel für Unternehmen sei, schließlich sei „agil“ das Schlagwort, an dem schon vor Corona kein Unternehmen mehr vorbeigekommen sei. „Agil heißt weit mehr, als kurzfristig und schnell zu entscheiden und zu agieren.“ Vielmehr müssten gewisse Eckpfeiler dieses Konzept tragen, so die Autorin und vielfach ausgezeichnete Beraterin. Partizipation, Transparenz, Vertrauenskultur, dynamische Steuerung, Selbstorganisation und verteilte Führung seien solche Eckpfeiler. Besonders wichtig: sogenanntes Servant Leadership, also Führung, die sich als Dienst an der Organisation versteht und Begegnung auf Augenhöhe ermögliche. Dieses Mindset und eine entsprechende Organisationskultur zu entwickeln, gehe nicht von heute auf morgen. Womit man aber sofort beginnen könne: „Fragen statt Sagen!“ Gut zuhören sei die allererste Maßnahme, um Veränderungen in Gang zu setzen.

Zukünftige Relevanz
Aljan De Boer, Head of Inspiration TrendsActive, beehrte das Virtual Popup von Utrecht (Holland) aus und warf zu guter Letzt einen Blick in die Zukunft. De Boer beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den kritischen Trends, die Gesellschaft, Unternehmen und Kundenerlebnisse in den kommenden Jahrzehnten prägen werden. Kunden wie Ikea oder Disney nützen ein von ihm mitentwickeltes Trendmodell, das Erkenntnisse aus den Humanwissenschaften in umsetzbare Strategien verwandelt. Gerade in der derzeitigen Krise, die mit Unsicherheit und Isolation verbunden sei, kämen die fundamentalen menschlichen Bedürfnisse nach Schutz, sozialer Interaktion und mentalem Wohlergehen zum Vorschein. Diese und andere Bedürfnisse müssen Unternehmen erkennen und befriedigen, um auch in Zukunft relevant zu bleiben.

Jetzt schon Ticket sichern
Wer am 30. November/1. Dezember dabei sein möchte, wenn die „analoge“ Interactive West als größte Digitalkonferenz am Bodensee im Dornbirner Messequartier über die Bühne geht: am besten gleich Ticket sichern und vom Super Early Bird-Tarif profitieren!

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